Die Figur Wilhelm Tell

Stahlstich von Johann Leonhard Raab nach Pecht, um 1859
Stahlstich von Johann Leonhard Raab nach Pecht, um 1859

Wilhelm Tell ist eine der bekanntesten Figuren des gleichnamigen Dramas Friedrich Schillers‘. Die Figur Wilhelm Tell ist eine Gestalt der schweizerischen Sage und ein Schweizer Nationalheld. Der Sage nach wird er vom habsburgischen Landvogt Hermann Geßler, unter dessen Willkürherrschaft die Schweizer zu leiden haben, gezwungen einen Apfel vom Kopf seines Sohnes zu schießen. Der Meisterschuss gelingt, aber bald danach tötet Tell den Tyrannen und gibt damit das Zeichen zum Volksaufstand gegen die Habsburger. Die Gestalt Wilhelm Tells wurde durch Schillers Schauspiel im Jahre 1804 bekannt. Dies ist das vorletzte von Schiller fertiggestellte Drama.

Charakterisierung und Deutung der Figuren

Die Figuren des Dramas müssen zum Einen als historische und zum Anderen als dramatische Gestalten betrachtet werden. Beachtet werden sollte, dass Schiller die historischen Figuren in seinem Drama idealisiert hat. Viele Steller aber, sowie Beschreibungen wurden von Schiller aus der Chronik der Eidgenossen von Tschudi in seinem Drama aufgenommen. Vor allem die Sprache soll einen altertümlichen Klang aufweisen. Auch die Namen halten sich vorwiegend am historischen Original.

Während die tyrannischen Vögte als Menschen dargestellte werden, die sich in ihren eigenen Untaten stützen, wird das geschädigte Volk als Opfer dargestellt. Denn dieses wird an Besitz, Leib und Seele von den Vögten geschändet. Durch das gemeinsame Handeln schafft es das Volk sich gegen die Tyrannen aufzustemmen. Der Adel dagegen bildet eine ambivalente Gruppe, die zwischen dem Volk und den Vögten steht und versucht sich nach Situation an das Volk oder an die Vögte anzulehnen.

Folglich lassen sich die Vögte historisch betrachtet mit der tyrannischen Herrschaft der kaiserlichen Gewalt in der Schweiz gleichsetzen. Geßler gilt im Drama als Vertreter der österreichischen und somit kaiserlicher Gewalt im Ort Uri.

Als Antagonisten stehen sich im Drama der Vogt Geßler und die drei Repräsentanten der Eidgenossen – Walther Fürst, Werner Stauffacher und Arnold von Melchthal – gegenüber. Anders als angenommen werden dem Leser hier nicht die Vertreter der drei Urkantone vorgeführt, sondern Vertreter dreier Generationen.

Zwar gehört Tell zu den Eidgenossen, so zieht er sich dennoch in die Berge zurück. Trotzdessen leistet er Bedrängten Hilfe. Somit entwickelt sich Wilhelm Tell zum Titelhelden, der sich gegen die tyrannische Herrschaft der kaiserlichen Macht auflehnt und trägt so zum zentralen Teil der Dramenhandlung bei.

Bedeutung für die heutige Schweiz

Die Bedeutung Tells für die heutige Schweiz lässt sich leicht beantworten. Die erlangte Unabhängigkeit der Eidgenossen im 14. Jahrhundert gegenüber den Hamburgern, führte die Schweiz in die Selbstständigkeit und Unabhängigkeit von auswärtigen Herrschern und Reichen. Auch heute noch besteht die Schweiz aus dem überwiegend zu dieser Zeit geschlossenen Bund der verschiedenen Städte und bildet somit ein eigenständiges Land.

Darstellung Tells in der Erstausgabe von Schillers Drama, 1804
Darstellung Tells in der Erstausgabe von Schillers Drama, 1804

Friedrich von Schiller (1802 geadelt), ist neben Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) der bekannteste Dichter des deutschen Sturm und Drang sowie der deutschen Klassik. Geboren wurde Schiller in Marbach am Neckar am 10. November 1759 und gestorben in Weimar am 9. Mai 1805. Als Sohn eines Offiziers in württembergischen Diensten wurde Schiller auf Weisung des Herzogs Karl Eugen zur Ausbildung an die Karlsschule in Stuttgart gezwungen, wo er zuerst Jura, dann Medizin studierte, sich aber gegen die militärisch strenge Zucht der Schule auflehnte und sich zeitweise mehr dem Studium der Literatur als den geforderten Studienfächern hingab.

1780 wurde er Regimentsarzt in Stuttgart. Nach der Uraufführung seines Dramas „Die Räuber“ 1782 in Mannheim erhielt er eine Gefängnisstrafe und Schreibverbot. Nach seiner Flucht gelangte er 1783 als Theaterdichter an das Mannheimer Nationaltheater. 1785-88 hielt er sich in Leipzig, Dresden und Weimar auf, wo er Kontakte zu bedeutenden Persönlichkeiten (u.a. Herder, Goethe, etc.) anknüpfte. 1789 lehrte er als Geschichtsprofessor in Jena. 1799 übersiedelte er nach Weimar, wo er enge Beziehungen zu Goethe pflegte. 1805 starb er an Tuberkulose.

Schillers klassische Werke

Ab 1800 folgten die großen klassischen Dramen, zuerst die Wallenstein – Trilogie (1800), dann „Maria Stuart“ (1801), „Die Jungfrau von Orleans“ (1801), „Die Braut von Messina“ (1803), „Wilhelm Tell“ (1804) und „Demetrius“ (1805) – welches unvollendet blieb. Gemeinsam ist ihnen die Kunst des Dramatikers, in packenden, ausgewogenen Dialogen mit spannungsvollen Höhepunkten lebendige Charaktere zu gestalten, die sein Ideal von Wahrhaftigkeit und Sittlichkeit verkörpern.

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